FIfFKon22

Das Zivilisatorische Hexagon – eine soziologische Bestandsaufnahme
2022-10-21, 18:40–19:30 (Europe/Berlin), Einstein-Saal

Gesellschaftliche Voraussetzungen für Frieden


Mit dem Modell des zivilisatorischen Hexagons hat Dieter Sengaas sechs Eckpfeiler verwoben, deren Realisierung zur dauerhaften Einhegung von Konflikten dienen und welche die Voraussetzung dafür sind, dass ein inner- und zwischenstaatlicher Frieden überhaupt entstehen kann. Aus der Verwirklichung dieser Bausteine erwächst hiernach die Schaffung einer konstruktiven Konfliktkultur; sie stellen Bedingungen dar, die erfüllt sein müssen, damit es nicht zu gewaltsamen Konfliktaustragungen kommt. Das zivilisatorische Hexagon nimmt somit für sich in Anspruch, ein Gradmesser dafür zu sein, wo innerhalb dieses – als eine Art Zivilisierungsvorgang verstandenen – Prozesses eine friedliche Koexistenz bedroht ist und wo bestehende gesellschaftliche Ordnungen vor Herausforderungen gestellt werden, die eine gewaltfreie Konfliktregelung gefährden können.
Der Vortrag möchte anhand des Senghaasschen Zivilisierungskonzeptes aufzeigen, welche grundlegenden Bedingungen nach breiter Auffassung der Friedens- und Konfliktforschung für einen nachhaltigen gesellschaftlichen Frieden vorherrschend sein müssen. Der Blick auf bestehende Kritikpunkte an Senghaas´ Zivilisierungstheorie als auch auf gegenwärtige gesellschaftspolitische Problemstellungen soll zugleich zur Diskussion sowie zu einer reflexiven Bestandsaufnahme anregen.

Dr. phil. Josua Schneider ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Soziologie der Bergischen Universität Wuppertal und dort seit 2014 Lehrbeauftragter für den Arbeitsbereich Politische Soziologie. Von 2017 bis 2020 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter im BMBF-Projekt "Studieneingangsphase". Seit 2019 lehrt er nebenamtlich im Fach Soziologie an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen. Seine Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind Friedens-, Konflikt- und Gewaltforschung, Diskurs- und Narrativforschung sowie die narrative und diskursive Legitimierung von Gewalt.